Review< Zurück 14.06.2009

Unbeugsam

Von Nick Gruber

1941 - die Nazis sind am Vormarsch und Daniel Craig führt eine Gruppe von Juden aus Weissrussland in den Wald. Dort drehen sie dann den Spieß um. Ab 19.6 wird zurückgeschossen!

Eine wahre Geschichte: Die Brüder Bielski führen eine Gruppe von weissrussischen Juden in den Wald und beginnen einen Partisanenkampf ums Überleben. Unter dem deutschen Titel Unbeugsam kommt von Edward Zwick (Blood Diamond, Legenden der Leidenschaft) mit Defiance also ein Film, der es schafft das Weltkriegsthema mit neu gemischten Karten zu präsentieren, indem er ähnlich wie schon in Spielbergs München die Opferrolle der Juden neu definiert.

Inwiefern? Es wird zurückgemordet. Anstelle eine rein pazifistische "ich halte die andere Backe hin"-Haltung zu demonstrieren, sehen wir in Defiance zwei kernige Brüder aus Weissrussland, Tuvia und Zus Bielski (Daniel Craig und Liev Schreiber), die nach der Ermordung ihrer Eltern (durch Nazi-freundliche Sowjet-Beamte) nachdenken wie es weitergehen könnte. Zunächst muss für Essen, dann für Bewaffung und schließlich für Rache gesorgt werden - Daniel Craig richtet den Chef-Beamten samt Familie beim Abendessen hin. Der erste Schuss im jüdischen Partisanenkrieg. Soweit der Beginn.

Die beiden Brüder verkörpern zwei unterschiedliche  Auffassungen, wie mit der neuen Situation umgegangen werden soll. Während Zus keine Möglichkeit sieht, die immer größer werdende Gemeinschaft im Wald durchzufüttern, übernimmt Tuvia die Gruppenverantwortung - und erkennt selbst, dass im Krieg nicht viel Platz für Humanismus bleibt. Edward Zwick lässt beide einen Desillusionierungsprozess durchleben. Während Zus sich der roten Armee anschließt und dort bemerkt dass es nicht ganz so egalitär zugeht wie erhofft, sieht Tuvia die Kolonie (inkl. der Frauen) wie die Tiere über einen gefangenen deutschen Soladen herfallen. Als Erstes stirbt im Krieg bekanntlich die Unschuld. 

Nach München, wo Daniel Craig den jüdischen Charlie Bronson-Heldentypus verkörperte (Zitat: "The only blood that matters to me is Jewish  Blood"), ist er sich in Zwick's Film seiner Überzeugungen nicht so sicher. Regeln aufstellen ist eine Sache. Sie dann auch exekutieren verlangt schon einiges an Kaltblütigkeit - und dann verschieben sich auch die Sympathien. Sowohl bei den Kolonisten, wie auch beim Publikum.

Unbeugsam ist ein rundum stimmiges Werk, das den Zuseher jedoch nicht gerade mit Blümchen und Sternchen im Bauch nach Hause schickt. Anzukreiden sind vielleicht die übermäßige Pathetik und die plumpe Allegorien in Richtung Thora - denn dass Tuvia die Moses-Rolle ausfüllt, bemerkt auch der Blinde mit dem Krückstock.

Meine Wertung:
4 Kinomos